Der faszinierende pittoreske Ort Taormina an der sizilianischen Ostküste war das erste Ziel unserer Reise. Nicht zu Unrecht hatte Mark Knopfler in seinem Song „Lights of Taormina“ diesem in den Hängen vor der Küste gebauten Ort ein Lied gewidmet. Wir atmeten hier nicht nur die herrliche mediterrane Luft ein sondern bekamen bereits eine Ahnung, was uns in den nächsten zwei Wochen erwartete: die atemberaubende Kunst, Kultur, Kulinarik und die herrliche Landschaft Siziliens.

Am nächsten Tag, etwas verspätet, kamen unsere Taxis um uns nach Capo d‘ Orlando zu bringen. Der Ausgangspunkt des Törns war eine nagelneue Marina mit allem Komfort an Duschen, Geschäften und Restaurants. Nicht ganz optimal verlief unser Check-in, da die von uns gecharterte Yacht in Reparatur war. Als Ersatz bekamen wir eine völlig neue Dufour 512, was absolut keinen Nachteil bedeutete. Tags darauf liefen wir, sehr zeitig in der Früh, Richtung der äolischen Inseln aus. Unseren ersten Halt machten wir in einer kleinen, sehr naturbelassenen Marina di Orlando auf der Insel Vulcano.

 

Die ankommenden Schnellboote, die zwischen dem italienischen Festland, Messina und der Inselgruppe verkehrten, verursachten zwar unter Tags etliche Male Schwell, in der Nacht war es aber an unserem Liegeplatz sehr ruhig. Nachmittags stiegen wir zu einem Vulkankrater, dem Gran Cratere auf. Der Vulkan war Ende des 19. Jahrhunderts so massiv ausgebrochen, dass er große Teile der Insel in Schutt und Asche legte. Aber seitdem ist er bislang friedlich geblieben. Die Rauchwolken und schwefeligen Substanzen des durchaus nicht ganz ruhigen Vulkans konnten wir aber schon von weitem sehen.

Es war ein herrliches Gefühl die Aussicht der Inselwelt von der Caldera aus beobachten zu können. In der Ansiedlung am Fuße des Vulkans kann man in warmen dem Vernehmen nach sehr heilsamen Schlammsuhlen baden. Ein Pizzaservice brachte uns am Abend einige herrliche Pizzen zum Boot.

 

Am zweiten Tag stachen wir ebenfalls sehr zeitig in See um an die sizilianische  Küste nach Cefalu zu gelangen. Der Wind war auch an diesem Tag nicht besonders stark, sodass wir auf ruhiger See mit dem Motor nach etlichen Stunden Fahrt die nahe der Stadt gelegene und sehr gut geschützte kleine Marina erreichten.

 

Nachdem das Boot gut angetaut war, machten wir uns auf eine Tour durch diese mittelalterliche, noch immer unter dem Einfluss normannischer Kultur stehenden Stadt bereit. Die engen Gassen und die romanische Kathedrale hinterließen einen bleibenden Eindruck. Was die sizilianische Küche zu leisten im Stande ist, erfuhren wir am Abend in einem der Restaurants in dieser wunderbaren Kulisse.

 

Der Wetterbericht sagte für die nächsten Tage im Mittelmeer einen „Medican“, einen Wirbelsturm voraus, der von Griechenland bis an die Küste Siziliens reichen sollte. Deshalb beschlossen wir an unserem westlichsten Reiseziel Palermo das Boot einige Tage festzumachen. Nach ruhiger Fahrt geschah dies, indem wir in der Marina Villa Igea nach einem Tankstopp und einer kleinen Wartezeit anlegen konnten.

 

Die Hauptstadt Siziliens ausführlich zu beschreiben ist in diesem kurzen Bericht nicht möglich. Kurzum gesagt sie ist absolut eine Reise wert. Vor allem die Normannen und Stauferkaiser hinterließen hier starke Spuren. Roger und Friedrich sind Namen die mit prächtigen, in Europa einmaligen, romanischen und unter byzantinischem und arabischem Einfluss erbauten Palästen und Sakralbauten in Zusammenhang stehen. Es ist für einen nach Sizilien Reisenden ein Muss diese Kulturdenkmäler zu besichtigen. 

 

Die unter spanischer Herrschaft erbauten Kirchen und Profanbauten runden das Angebot an sehenswerten Objekten ab. Einige Einkaufsbummel in den zahlreichen Straßen und Märkten und die Fahrt in das nahe gelegene Monreale ließen bei dem zweieinhalbtägigen Aufenthalt absolut keine Langweile aufkommen.

 

 

Als der mediterrane Hurrikan in die Ägäis  abgezogen war und sich abzeichnete, dass sich ruhiges und gutes Segelwetter einstellen wird, setzten wir die Reise am Freitag in Richtung Liparische Inseln fort. Ziel war das 52 Seemeilen entfernt gelegene Eiland Alicudi. Guter Segelwind ließ uns rasch vorankommen. Da aber am einzigen Kai im Porto Alicudi gerade Umbauarbeiten stattfanden, nahmen wir noch eine weitere Etappe von zehn Seemeilen in Kauf und legten bei der Insel Filicudi im auf der Leeseite der Insel befindlichen Pecorini a Mare an einer Boje an. Der zusätzliche Weg hatte sich aber absolut gelohnt.

 

Vor uns breiteten sich am Hang die Häuser der beschaulichen Ansiedlung aus. Am Fuße des Ortes lag das sogenannte „Grand“ Hotel Sirena, das ein hervorragendes und beschauliches Restaurant mit typischen sizilianischen Spezialitäten und Weinen besaß. Eine Handvoll Gäste, die ich als Aussteigertouristen bezeichnen möchte, nahmen ebenfalls an anderen Tischen Platz. Im Eindruck des ruhigen, fast glatten Meeres fanden wir hier einen Ort, an dem man absolut das Gefühl hatte, angekommen zu sein.

 

 

Da wir mit einem Ersatzboot fuhren, wollte der Besitzer die Yacht an diesem Samstag mit dem von uns eigentlich gecharterten und wieder reparierten Modell tauschen. Wir boten ihm an, dies auf der Insel Lipari zu tun, die wir eigentlich zu einem späteren Zeitpunkt besuchen wollten, aber nun auf unserer Route lag. Leider kam der Wechsel auf Grund des Zeitmangels des Vercharterers nicht zustande. 

So ließen wir diese Insel Steuerbord liegen und steuerten Panarea an. Dieses Inselchen war Luxusurlaubern aus Kalabrien vorbehalten. Einen Eindruck von den wunderschönen Villen gewannen wir bereits beim Anlegen an eine Boje am Punte Pepemaria. Noch viel eindrucksvoller als der Aufenthalt an diesem mondänen  Ort war die Sicht auf den nur zehn Seemeilen entfernten Vulkan Stromboli, der seine Aschen- und Gaswolken über seinem Krater immer wieder neu formte. Es war ein Naturschauspiel, das wir den ganzen Abend genossen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit war es am Vulkan ruhig geworden, und dies dauerte die ganze restliche Zeit unseres Verbleibs an.

 

 

Am nächsten Tag kamen wir der Bitte des Yachteigners nach, das Schiff zu wechseln. Daher konnten wir unsere Reise zum Stromboli nicht fortsetzen, sondern segelten zurück nach Lipari, wo wir auch die Nacht verbringen sollten. Natürlich wurde auch ein finanzieller Ersatz für den Umweg bei der Änderung der Route ausgehandelt, den wir nach einiger Diskussion am Ende des Törns ausbezahlt bekamen.

Nach dem Wechsel auf unsere Dufour 45 besichtigten wir die Stadt, die sich reichlich mit kulinarischen Läden aller Art, Souvenirläden mit sehr erfindungsreicher Handwerkskunst aus der Region und hervorragenden Lokalen präsentierte. Es gab auch neben einigen mondänen mediterranen Gassen und Plätzen eine unter spanischer Herrschaft errichtete Kathedrale zu besichtigen. Vor allem die teilweise weit älteren Bauwerke rund um das Gotteshaus geben heute noch Zeugnis von den Auseinandersetzungen mit den Mauren in diesem Gebiet. Auch hier waren die Normannen und Staufer für die Gründung und Erhaltung der Ansiedlung und der Kirche verantwortlich.

 

Besonderen Gefallen fanden wir an einem Lokal mit dem Namen L‘Anfora, das hervorragende Gerichte anbot. Eine Zuppa di Cozze hatte es uns so angetan, dass wir noch einmal auf dieses Restaurant im Laufe unserer Reise zurückgreifen sollten.

Nach einem kulinarischen und interessanten Abend segelten wir Tags darauf einem der Höhepunkte der Reise entgegen, dem aktiven Vulkan Stromboli. Bei der Ankunft an der Insel fuhren wir eine Runde um dieselbe. So konnten wir an der Nordseite, wo auch die Lavaflüsse zum Meer hin fließen, aus nächster Nähe die Ausbrüche in der Caldera beobachten. Es war ein einmaliges sehr beeindruckendes Naturschauspiel, das uns die Kleinheit und die Zerbrechlichkeit unseres Daseins vor Augen führte. Leider gelang es uns nicht für die Nacht einen geeigneten Anlegeplatz an einer Boje zu bekommen. Da es am Vulkan keine gesicherte Bucht  gibt und ab Mitternacht Windböen bis zu 35 Knoten und hoher Wellengang vorhergesagt wurden, warnten uns die Bojenbetreiber vor einem Anlegen nach 24 Uhr und lehnten auch jede Verantwortung ab. Daher fuhren wir nach Panarea zurück um dort an einer Boje zu liegen.

Am nächsten Morgen segelten wir, mit dem Hintergrundwissen der Wettervorhersage, zur Insel Salina in eine sehr geschützte Marina. Am späten Nachmittag sollten die ersten Herbststürme über die Inselgruppe ziehen. Auch der mediterrane Sommer geht hier im Oktober langsam zu Ende.

 

Beim Ablegen in Panarea bot sich durch die Gewitter der vergangenen Stunden eine einmalige Fernsicht. Hinter uns sahen wir die Aktivitäten des Stromboli, etwa 15 Seemeilen vor uns die Rauchsäulen der Insel Vulkano und in der Ferne den beeindruckenden, über Sizilien hoch erhabenen Vulkan Ätna, der ebenfalls Aktivitäten zeigte. Uns wurde bemerkenswert eindeutig vor Augen geführt, dass wir im Land der Vulkane waren.

 

Am nächsten Tag, nach einer stürmischen Nacht in der geschützten Marina, machten wir uns auf, diesen beschaulichen kleinen Ort und die Natur des Eilandes mit seinen zwei Vulkanspitzen zu erkunden. Es war hier sehr viel für einen sanften, ruhigen Tourismus getan worden. Für jemanden, der etwas Einsamkeit liebt und die Natur genießen möchte, ist dies genau der richtige Ort.

 

Den vorletzten Tag unseres Törns nutzten wir auf Grund des ausgezeichneten Segelwetters zu einer Fahrt durch die Inselgruppe mit dem Ziel Lipari und dem uns schon bekannten Restaurant L‘Anfora.

 

 

Auf dem Weg zurück zur Basis am Capo d‘ Orlando, bei einer Ankerrast an der Westküste von Lipari, konnten wir am letzten Tag unseres Törns noch beeindruckende Zeugnisse der erdgeschichtlichen Entwicklungen entdecken. So zum Beispiel sahen wir an den Steilhängen einen Durchschnitt durch eine erkaltete Caldera aus grauer Vergangenheit und deutlich sichtbare Entwicklungsstufen der Sedimentablagerungen in diesem Gebiet.

Nach der Beendigung des Törns besichtigten wir Catania, Syrakus und die Barockstadt Noto. Damit bereicherten wir noch die ohnehin schon extrem erfahrungsreiche und hoch interessante Reise.

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