Anreise und erster Tag an Bord

Von Wien aus fliegen wir über London – mit einer Übernachtung – in die Karibik und landen pünktlich in Grenada. Die Vorfreude auf unseren Segel Törn ist groß, als uns das Taxi in die nahe gelegene Marina zu unserem bei Yacht-Urlaub gecharterten Katamaran bringt.

Ein Teil unserer Crew kümmert sich um den Provianteinkauf, während die anderen gemeinsam mit unserem Skipper schon mal das Gepäck an Bord bringen und verstauen. Natürlich hätten wir den Einkauf auch im Vorfeld schon ordern können, aber wir wollten uns selber ein Bild vom Angebot vor Ort machen. Bald sind wir wieder komplett und verladen alles, was wir in den nächsten Tagen an Bord brauchen. Es ist März und im Unterschied zu Österreich ist es hier angenehm warm und wir können es kaum erwarten, auszulaufen. Unser Segelurlaub in der Karibik kann beginnen!

 

Das erste Ziel ist eine kleine Bucht außerhalb von Grenada Harbour, die wir, bevor es finster wird, noch erreichen wollen. Da der Tag das ganze Jahr über circa zwölf Stunden dauert, wird es regelmäßig ungefähr um 18:00 Uhr dunkel und um 6:00 Uhr früh wieder hell. Vorbei an großen und beeindruckenden Segel- und Motoryachten fahren wir hinaus aufs offene Meer und freuen uns auf zehn Tage Bordleben und karibisches Meer.

Das erste Abendessen – gegrillte Steaks auf dem bordeigenen Grill – und ein malerischer Sonnenuntergang sind die optimale Einstimmung für unseren Karibik Urlaub.

Ein kräftiger Schluck Rum beschließt für uns diesen wunderbaren Abend und wir fallen müde in unsere Kojen. Die sind übrigens sehr bequem und können durchaus mit einem mittelgroßen Doppelbett mithalten. Die Kabine selbst ist für zwei Personen ideal, denn es gibt ausreichend Stauraum, wenn man nicht übermäßig viel Kleidung mitbringt, die man ohnehin nicht braucht. Zu jeder Kabine gehört außerdem eine „Nasszelle“ – wie man sie an Bord nennt – mit eigener Dusche, Waschbecken und einem elektronischen WC, was den Komfort deutlich erhöht.

 

 

Carriacou

Nach dem Frühstück geht es weiter in Richtung einer kleinen Insel vor Carriacou. Sie ist sehr malerisch und typisch karibisch mit ihrem weißen Sandstrand und den Palmen. Zahlreiche Pelikane, die sich unentwegt senkrecht ins Meer stürzen, nutzen das flache Wasser zum Fischfang. Ich könnte sie stundenlang dabei beobachten.

 

Abendessen wollen wir heute in einem Lokal auf Carriacou. Unser Skipper bringt uns an den Strand, wo wir bei der üblichen Brandung sicher an Land gehen. Noch ahnen wir nicht, dass es ein sehr langer, lustiger und in jeder Hinsicht feuchter Abend werden würde.

 

 

 

 

Kaum sitzen wir nämlich an einem der schön gedeckten Tische, beginnt es zu regnen oder eigentlich zu schütten und hört bis auf kurze Unterbrechungen nicht mehr auf. Die Besitzerin des Lokals ist äußerst gastfreundlich und anscheinend gewohnt, sich auf rasch wechselnde Witterungsverhältnisse einzustellen. Außerdem verfügt sie über sehr gute Deutschkenntnisse und vermittelt rasch ein Gefühl von Willkommen sein. So finden wir gemeinsam mit vier weiteren Österreichern und zwei Deutschen einen Platz direkt an der Bar.

Der köstliche Rum Punch – übrigens der beste auf der ganzen Reise – lässt uns bald den Regen, der aufs Dach trommelt, vergessen. Auch das Essen – Languste mit Reis und Salat und anschließender Schokotorte – ist ausgezeichnet.

 

 

Union Island

Am darauffolgenden Tag segeln wir nach Clifton auf Union Island und erreichen damit die Inseln der Grenadinen. Clifton, der Hauptort der Insel ist vor allem durch seinen kleinen Flughafen und seinen Hafen mit Fähranlegestelle von Bedeutung. Wir gehen an diesem Nachmittag nach einem Rundgang in eine der Bars, die schon durch ihr farbenprächtiges Erscheinungsbild zu einem Drink einladen. Dort treffen wir auf andere Segelurlauber, und so findet ein sehr unterhaltsamer Austausch von Erlebnissen statt. 

 

 

Beschwingt machen wir uns anschließend auf in „Lambi‘s Bar“, wo wir einen Tisch reserviert haben. Das Essen ist vielfältig und sehr gut. Zu unserer Unterhaltung spielen zwei Musiker einer „Steelband“, die uns mit ihrer Fingerfertigkeit und den typisch karibischen Rhythmen begeistern. Sehr zufrieden steigen wir schließlich alle sechs in unser Dinghi und fahren durch die dunkle Nacht zurück zu unserem Katamaran.

Zeitig in der Früh am folgenden Tag machen wir uns mit dem Dinghi auf zum Einkauf. Das Angebot an Waren in den verschieden Läden und an den Marktständen ist bunt gemischt und besonders farbenprächtig.

Nachdem wir uns mit reichlich Easydollars, die karibische Währung, eingedeckt haben,  kaufen wir vor allem viel frisches Obst und Gemüse für die Bordküche ein. Wo man auch hinschaut, die vielen Farben der Häuser, Hütten und Zäune ergeben ein einzigartig buntes Bild, das ganz charakteristisch für die Inseln der Karibik ist.

Beladen mit unseren Einkaufstaschen kehren wir zufrieden zum „Dinghi Dock“ zurück, übrigens eine Besonderheit hier in Clifton. Unser Skipper wartet schon, um uns wieder zu unserem Katamaran zu bringen, der nicht weit entfernt an einer Boje liegt.

 

 

 

 

Unser nächstes Ziel erreichen wir am frühen Nachmittag. Eine Bucht mit einer kleinen Ansiedlung und ein karibischer Strand mit Palmen bieten den optimalen Ankerplatz. Darauf haben wir schon gewartet! Jetzt erst mal schwimmen, schnorcheln und paddeln…

Eigentlich wollten wir ja an diesem Abend wieder mal an Bord kochen, aber ein nahe gelegenes Restaurant am Strand lässt uns diese Pläne schnell über den Haufen werfen. Ohne Reservierung  hätten wir wohl keinen Tisch bekommen, denn zahlreiche Hotelgäste genießen so wie wir das besondere Ambiente der Anlage. Und das Essen ist ein besonderes Highlight –  „local soup“ and „catch of the day“ – sehr empfehlenswert! In unserer Begeisterung vergessen wir sogar, dieses Erlebnis in Bildern festzuhalten, aber in unserer Erinnerung bleibt der Abend sicher fest verankert. Beigetragen dazu haben wohl auch die passende Livemusik und so mancher „Rum Punsch“ oder „Pain Killer“! 

 

Ein langer Spaziergang über den nächtlichen Palmenstrand unterm Sternenhimmel ist der abschließende Höhepunkt eines wirklich traumhaft schönen Tages in der Karibik.

 

St. Vincent

Am nächsten Tag segeln wir zur größten Insel der Grenadinen – St. Vincent, auf der sich auch die Hauptstadt Kingstown befindet. Wir aber wollen in die wohl berühmteste Bucht dieser karibischen Insel – Wallilabou Bay. 2003 wurde diese damals noch unbedeutende Bucht weltweit bekannt, als sie für den Film „Fluch der Karibik“ mit Johnny Depp als Drehort diente. Wir sind daher schon sehr gespannt!

 

Schon weit vor der Bucht begegnen uns die ersten Inselbewohner auf ihren teilweise winzigen Booten – manche haben ein Surfbrett und andere nur einen hohlen Baumstamm als Boot umfunktioniert. Sie bieten uns alles Mögliche an von Fisch, Obst über Schmuck bis hin zum Inseltrip. Rund um unseren Katamaran geht es bald zu wie in einem Basar. Verschiedene Händler umkreisen uns und zeigen uns ihre Waren.  Natürlich können wir nicht widerstehen und kaufen Armbänder, Obst und fangfrischen Thunfisch für das Abendessen.

 

 

 

Wir stellen fest, dass die Bucht umgeben ist von kleinen Hügeln, die durchgehend bewachsen sind. Am Ufer stehen verschiedene Gebäude und wie es scheint auch verfallene Kulissen, die den Hauch einer vergangenen, glanzvolleren Zeit erahnen lassen. Das Meer lädt leider nicht wirklich zum Baden ein und so beschließen zwei von uns, mit dem Dinghi eine geeignete Stelle zum Schnorcheln zu suchen. Wir anderen bleiben an Bord und frönen dem Nichtstun.

Später am Nachmittag wollen schließlich alle an Land gehen, um die zurückgelassene „Filmwelt“ aus nächster Nähe zu besichtigen. Den Tag beschließen wir bei einem vortrefflichen Abendessen mit gegrilltem Thunfisch, zubereitet von unserem „Bord Koch“, und wie es in der Karibik üblich ist mit einem ordentlichen Schluck Rum. Auch der Sonnenuntergang erfüllt unsere Träume von den Inseln im karibischen Meer.

 

Mit einem ausgiebigen Frühstück – Eier und Speck, Müsli und karibischen „Äpfeln“, starten wir in den neuen Tag. Die exotische Frucht, die wir am Vortag erworben haben, ist übrigens sehr süß und schmeckt ausgezeichnet. 

Bevor wir die Bucht wieder verlassen, drehen wir noch eine „Ehrenrunde“, um den vorgelagerten Felsen, der an einen Triumphbogen erinnert, optimal fotografieren zu können.

Bequia

 

 

Nun segeln wir wieder Richtung Süden, um die Stadt Port Elisabeth anzulaufen. Das karibische Meer ist bei der Überfahrt zwischen den Inseln an diesem Tag sehr bewegt und während sich die anderen über Wind und Wellen richtig freuen und ihren Spaß haben, lege ich mich lieber in den Salon und genieße so das Schaukeln unseres Katamarans. Die Bucht vor Port Elisabeth ist von beachtlicher Größe und gut besucht von Yachten aller Art.

Das Wasser ist klar und lädt zum Schwimmen ein, was wir auch sogleich tun, denn eine Abkühlung im Meer ist an diesem Nachmittag genau das Richtige. 

 

Am frühen Abend fahren wir alle mit dem Dinghi in die Stadt. Wir bummeln entlang der Promenade und entdecken so viel Interessantes.

 

Es gibt viele bunte Läden und Verkaufsstände, die richtig Lust aufs Shoppen machen. Ein Leiberl mit der Aufschrift „Sail fast, live slow“ entspricht ganz unserem derzeitigen Lebensstil, der sich bereits dem Rhythmus der Bewohner der Grenadinen angepasst hat. 

Zu Fuß schlendern wir schließlich direkt entlang dem Meer in Richtung einer Pizzeria, die der Skipper für das Abendessen vorgeschlagen hat. Wir sind früh genug da, um uns einen Tisch aussuchen zu können. Der Blick auf die Bucht und die langsam untergehende Sonne machen diesen Platz zu etwas ganz Besonderem. Es gibt Pizzen in drei Größen und wir bestellen natürlich die XXL Pizzas und so bleibt uns noch genug für die nächste Mahlzeit an Bord unseres Katamarans.

Am nächsten Morgen machen wir uns zeitig auf, da uns eine relativ weite Strecke bevorsteht. Ein besonderes Ziel wartet auf uns und verspricht eines der Highlights des Törns zu werden. Einfach karibisch – einfach traumhaft schön!

 

 

Wir liegen an einer Boje umgeben von den Riffs, die uns vor den Wellen des offenen Meeres schützen. Die Wassertiefe ist gering und man sieht bis auf den Meeresgrund. Und nicht nur das! Auch die großen Schildkröten, die rund um unseren Katamaran schwimmen, kann man genau beobachten. Sie tauchen rechts und links, vor und hinter unserer Segelyacht auf, strecken zwei bis drei Mal den Kopf aus dem Wasser, um Luft zu holen und tauchen dann wieder unter. Ein faszinierendes Schauspiel, das bestimmt zu unseren wunderbarsten Erlebnissen während des Karibik Urlaubs gehört und wohl unvergessen bleibt.

 

Ein anderes besonderes Erlebnis ist an diesem Abend unser langersehntes „Lobster Barbecue“. Wir sind alle schon sehr gespannt, nachdem wir vor einiger Zeit im Fernsehen eine Dokumentation darüber gesehen haben. Zum Barbecue gehört auch ein Transfer, und so holt Alphonso die Crew mit seinem gleichnamigen Boot ab, unser Skipper kommt mit dem Dinghi nach. Wir fahren zu einem der nahegelegenen Strände und befinden uns mit einem Mal auf einem jener Traumstrände, die man sonst nur von Fotos oder Filmen kennt - angekommen im Paradies!

 

 

 

 

 

Viele bunte Tische ebenso bunt gedeckt stehen für uns bereit. Als Aperitif gibt es wie schon gewohnt Rum Punch, als Vorspeise zahlreiche Salate und dann einen vorzüglich zubereiteten Lobster mit vielen köstlichen Beilagen.

 

 

 

International sind nicht nur die Gäste, sondern auch der Wein, der uns vortrefflich schmeckt, und so ist es gut, als uns die Gastgeber bald nach Sonnenuntergang freundlich aber bestimmt drängen, das „Lokal“ am Strand zu verlassen und auf unsere Yacht zurückzukehren. Immerhin muss man ja in der Dunkelheit den richtigen Katamaran finden und das Meer ist schließlich kein beleuchteter Parkplatz. 

 

Am nächsten Morgen wechseln sich Sonnenschein und Regen ab. Für mich ist es spannend zu beobachten, wie der Wind auffrischt und die Regenwand immer näher schiebt. Der Regen fällt ganz fein, aber ausgiebig und lässt das Meer dunkelblau zurück. Als die Sonne danach wieder durch die Wolken leuchtet, kehrt auch die Leuchtkraft des karibischen Meeres zurück und das Wasser ist wieder smaragdgrün. Ich kann einem Bad im Meer nicht verstehen, und da nur wenige Yachten in der Bucht liegen, darf ich an diesem Morgen das überdimensionale Schwimmbecken mitten in der Karibik allein genießen.

Das Gefühl beim Schwimmen im Meer oder beim Liegen im angenehm warmen Sand unter den Palmen lässt sich kaum in Worte fassen. Man muss es einfach erleben und so den Traum vom Urlaub in der Karibik wahrmachen. Nichts ist zu viel, nichts fehlt, alles ist da!! 

 

Natürlich möchte man am liebsten für immer bleiben, aber es gibt ja auch noch andere attraktive Inseln in den Grenadinen. Auch die Landschaft selbst überrascht mit ihren unterschiedlichen Formen – teilweise sanfte Hügel, die sich aneinander reihen, dann wieder steile Felsen und spitze Berghöhen – alles vulkanischen Ursprungs und Großteils mit einer immer grünen Naturlandschaft überzogen, die durch regelmäßige Regenfälle genährt wird. 

 

Am Abend genießen wir nochmal ein vorzügliches Lobster Menu, bevor wir am nächsten Tag weitersegeln. Der Skipper hat den Törn wirklich optimal geplant, denn was nun vor uns liegt, ist wohl die schönste Bucht der ganzen Reise.  Wenn es den karibischen Traumstrand gibt, dann ist es wohl der Strand in dieser Bucht!

Es sind die vielen Farben, die mir zuerst ins Auge fallen. Unzählige bunte Tücher hängen an Leinen aufgereiht entlang dem Strand. Nur wenige Segelboote liegen in der kleinen Bucht und so kann unser Skipper sich eine der noch freien Bojen ganz in der Nähe des Strandes aussuchen. Das Meer ist nicht mehr blau, sondern nur mehr smaragdgrün, so als wäre unter uns ein einziger großer Smaragdstein. Ich bin nicht sicher, ob ich träume oder ob all das wirklich geschieht. Es ist einfach nur schön!!

Als wir später mit dem Dinghi ans Ufer fahren, kann es kaum erwarten, meine Füße in den Sand zu setzen. Wir gehen über den Strand in Richtung der kleinen Ansiedlung. Die bunten Tücher sind wirklich ein Hingucker und ich kann nicht widerstehen, eines der besonders farbenprächtigen zu erwerben.

Die junge Frau, die mir das Tuch verkauft, ist etwas schüchtern, aber wie die meisten Menschen auf den Inseln der Grenadinen, die wir besucht haben, sehr freundlich. Nicht nur die teils farbenprächtige Kleidung der Inselbewohner beeindruckt, sondern auch die Haartracht. Von lang geflochtenen Zöpfen bis kunstvoll aufgesteckten Frisuren sowohl bei Mann und Frau und dem teilweise entzückenden Haarschmuck bei den kleinen Mädchen, gibt es auch zahlreiche bunte Kopfbedeckungen zu sehen.

 

 

 

Ein kleiner Markt im Dorf bietet uns die Möglichkeit, Notwendiges einzukaufen, wobei die Flasche Rum auch dazu zählt. Es ist ein schattiges Plätzchen, das wir schließlich ansteuern. Eine junge, offensichtlich sehr aufgeschlossene Frau versorgt uns nicht nur mit kühlen Getränken, sondern auch mit dem notwendigen Passwort für einen Internetzugang.

Während die anderen Crewmitglieder lieber im Schatten bleiben, gehe ich über den Dorfplatz wieder Richtung Strand und beobachte das Treiben der Bewohner. Die Männer des Dorfes scheinen vielerorts mit Reparaturarbeiten an Booten und Fischernetzen beschäftigt zu sein. Einige von ihnen und die Frauen haben sich in den Schatten der Hütten zurückgezogen.
Die Kinder hingegen sind sehr aktiv und spielen mit Begeisterung am oder im Wasser, was zu dieser Tageszeit wohl das Beste ist.
So beschließe auch ich, an diesem wunderbaren Strand schwimmen zu gehen und den Traum vom Segelurlaub in der Karibik nochmal so richtig zu genießen.

Und wie heißt es doch, „wenn’s am schönsten ist…“!

Top