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Anfang Mai durfte ich bei einem Einsteigertörn mitfahren. Ich habe zwar vor 10 Jahren den Segelschein für Binnengewässer gemacht, war jedoch schon ewig nicht mehr auf einem Boot. Einerseits zog es mich nach diesem langen Winter ans Meer und andererseits wollte ich unbedingt einmal auf einem Boot schlafen. Daher packte ich die Gelegenheit beim Schopf und befand mich schon bald auf dem Weg ins schöne Slowenien, wo der Törn seinen Anfang nehmen sollte.
Pünktlich um 13.00 Uhr kamen wir in Portoroz, das nur 5 Autostunden von Wien entfernt liegt, an. Trotz etlicher Yachten verschiedenster Größen, die in der Marina ankerten, hatten wir keine Probleme unser Boot auszumachen. Das Boot war nicht zu übersehen. Gut sichtbar flatterte die Yacht-Urlaub Fahne im Wind und ein braungebrannter Manuel, Skipper dieses Törns und Geschäftsführer von Yacht-Urlaub, nahm uns sogleich in Empfang. Ich staunte nicht schlecht über die Größe der Segelyacht. Das Boot war zumindest 13m lang und war selbst innen sehr geräumig. Mit 4 Kabinen und 2 Nasszellen ausgestattet, bot es genügend Platz für 8-10 Personen. Auf diesem Törn waren wir jedoch nur zu fünft.
Da wir eine bunt gemischte Gruppe waren, war ich ganz froh, dass das Boot nicht bis zum letzten Platz belegt war, so konnte man sich bei Bedarf jederzeit zurückziehen und für sich sein. Aber meine anfänglichen Zweifel über die Zusammensetzung der Gruppe, immerhin lagen zwischen mir und dem ältesten Crewmitglied 30 Jahre Unterschied, zerstreuten sich bald und erwiesen sich als unbegründet. Alle waren sehr offen und kompromissbereit und es sollte Alles reibungslos über die Bühne gehen. Ich belegte mit Dani die geräumige, lichtdurchflutete Kabine im Bug, die Herrn hatten jeweils eine Kabine für sich.
Und schon waren wir unterwegs. Nach 20 Minuten legten wir bereits wieder in Piran an, um dort aus Slowenien „auszuklarieren“. Piran befindet sich an der Spitze einer Landzunge und bildet die Grenze zu Kroatien. Was ich nicht wusste war, dass man beim Segeln genau wie bei Luftreisen, jeweils das Eintreten bzw. Verlassen in die jeweiligen Hoheitsgewässer bei den zuständigen Behörden melden muss. Sogar ein Polizeiboot patrouillierte vor der Küste Pirans!
Lange hielten wir uns nicht auf in Piran, jedoch sollten wir bei der Rückreise noch einmal Gelegenheit bekommen die Stadt genauer zu erkunden. Schön sah sie aus, wie sie sich vom Meeresspiegel abhob. Ganz oben thronte eine Burganlage auf dem Berg und unten reihte sich ein Haus in venezianischem Stil an das andere. Auch der Hafen bot ein einladendes Bild mit den Booten, deren Masten sanft im Wind und über den Wellen schaukelten, und den Promenadencafés deren Tische mit zeitungslesenden Menschen besetzt waren.
Dann ging es eine Zeit lang die kroatische Küste entlang. Das Meer war spiegelglatt, kein Lüftchen wehte, daher legten wir die ganze Strecke nach Novigrad mit Motorkraft zurück. Auf halbem Weg zu unserem Zielhafen entdeckte Manuel plötzlich eine Delphingruppe in der Ferne. Ich war komplett aus dem Häuschen! Delphine hatte ich zuletzt am roten Meer vor Ägypten gesichtet. Nie hätte ich mir erträumt so weit nördlich der Adria welche zu sehen. Und wie viele es waren! Mindestens 10 Delphine schwammen rund eine Stunde lang wie Synchronschwimmer in perfekter Formation neben unserer Segelyacht im Wasser her. Mal entfernten sie sich, dann kamen sie wieder näher heran. Dauernd hörte man mich den übrigen Crewmitgliedern deren genaue Lage mitteilen. Ich konnte mich an diesen wunderbaren Geschöpfen einfach nicht satt sehen.
Gegen 18 Uhr legten wir in Novigrad an. Die freundlichen Hafenmeister, von denen der Ältere Popeye zum Verwechseln ähnlichsah, schenkten uns Mädels sogar jeweils eine frisch gefangene Jakobsmuschel, die wir später als Vorspeise zubereiten wollten. Vor dem Abendessen gingen Dani, Frank und ich noch in den örtlichen Supermarkt Frühstückssachen für die nächsten Tage einkaufen, während Maz und Manuel sich eine Freiluftdusche an Deck gönnten. Eine Stunde später kamen wir schwer beladen (hungrig Einkaufen zugehen ist nie eine gute Idee!) zum Boot zurück. Die Jakobsmuscheln waren schnell gekocht und schmeckten mit einigen tropfen Zitrone zum dahinschmelzen - Sie machten aber Lust auf mehr.
Unser ortskundiger Skipper schlug vor, in eine „Konoba“ mit offenem Holzkohlegrill zu gehen. Wir Mädels blieben bei Meerestieren und teilten uns eine Karaffe Hauswein, für die Herrn gab es Steak in Pfeffersauce und Bier. Meine Scampi waren riesig und es war ganz schön aufwendig die Schalen zu knacken, aber es war jede Mühe wert. Auch Dani war mehr als zufrieden mit ihren Calamari a la griglia. Zum Schluss brachte der Wirt noch eine Runde Schnaps für alle. Mit vollem Bauch schlenderten wir zurück zum Boot und hundemüde fiel ich nach diesem gelungenen Tag ins Bett, wo mich die Wellen sanft in den Schlaf wiegten.
Den nächsten Tag begannen wir mit einem ausgiebigen Frühstück an Deck. Die Sonne schien und wir beobachteten wie ein Schiff nach dem anderen den Hafen verlies, anscheinend sollte an diesem Tag eine Regatta stattfinden. Nach dem Frühstück gingen Dani und ich zum Markt, denn wir wollten am Abend in einer Bucht ankern, daher mussten wir alles Nötige mitnehmen. Beim Markt wurde lokales Obst und Gemüse sowie Fisch und Meeresfrüchte feilgeboten. Ich liebe Märkte! Wir ergatterten fünf prächtige Doraden, die wir von der Verkäuferin ausweiden ließen, während wir alles Übrige – Kartoffeln, Petersilie, Knoblauch und Erdbeeren – bei einem anderen Stand kauften. Nur Zitronen konnten wir nirgends finden, da es sich dabei um kein lokales Produkt handelte. Zum Glück bekamen wir dann 2 von dem netten Barkeeper des angrenzenden Restaurants geschenkt.
Gegen 11 verließen auch wir den Hafen und machten uns auf in Richtung Rovinj. Zwischenzeitlich kam auch ein Lüftchen auf, woraufhin die Genua gehisst wurde. Irgendwas verhakte sich jedoch, sodass ein Knick im Segel entstand. Maz ließ sich mit dem Bootsmannstuhl hinaufziehen um zu inspizieren, was auch immer die Blockade ausgelöst hatte.
Kaum war Maz herunten kam das nächste Problem auf. Die Großschot hatte sich so um die Winsch gewickelt, dass wir sie nicht mehr losbekamen. Mit viel Spüli und vereinten Kräften schafften wir es dann doch. Von Ruhe konnte dann aber immer noch nicht die Rede sein. In Rovinj brauchten wir 10 Anlegeversuche bis wir das komplizierte Manöver, uns zwischen zwei Segelbooten „einzuparken“ beherrschten und an Land gehen konnten. Von den übrigen Booten aus klatschte man uns Beifall.
Nach einem kurzen Stadtrundgang und einem Kaffee mit Blick übers Meer ging es aber wieder weiter zu unserem letzten Ziel des heutigen Tages: einer verlassenen Bucht im Limski Kanal, in der Nähe von Vrsar, wo wir für die Nacht ankern sollten. Mit dem Schlauchboot paddelten wir an Land und befestigten zwei dicke Taue um große Steine am Strand. Es kam ein Gewitter auf, daher musste alles fest verzurrt sein. Danach ging es ans kochen. Auf den Fisch mit Petersilie-Knoblauch-Marinade freute ich mich schon den ganzen Tag. Überraschenderweise ist so ein Boot mit allem, was man zum Kochen so braucht ausgestattet. Bald schon duftete die ganze Bucht nach unserem Abendessen. Beim Kochen öffneten wir bereits eine Flasche Rosé, die Jungs verkosteten brav den Rum.
Maz schmückte das Boot mit Knicklichtern und den Beleuchtungslampen seiner Kameras. So konnten wir auch bei Dunkelheit draußen sitzen. Kalt war es nicht aber langsam aber sicher sahen und hörten wir ein Gewitter näherkommen. Ich genoss es richtig die regenschwangere Luft einzuatmen und die Blitze den Himmel zerreissen zu sehen während ich den Regen aufs Wasser prasseln hörte. Aber irgendwann wurde es auch mir zu nass und wir verschwanden unter Deck wo wir den Tag bei etlichen Runden „Président“ ausklingen ließen. Gott sei Dank habe ich gewonnen, beim Kartenspielen zu verlieren verdirbt mir nämlich immer die Laune. Etwas früher als die anderen ging ich ins Bett und schlief beim beruhigenden Geräusch des Regens ein.
Kaffeeduft kitzelte mich in der Nase und lockte mich aus dem Bett. Eine dieser übergroßen italienischen Espressokannen gehörte zur fixen Ausstattung der Segelyacht und Maz machte sich allmorgendlich daran für die gesamte Crew Kaffee zu kochen. Der Sturm hatte sich verzogen und wir begannen den Tag wieder mit einem reichhaltigen Frühstück an Deck. Die Bucht lag umgeben von sanften grünen Hügeln und schroffen Steinen da. Gelegentlich segelte ein Boot aus dem Kanal kommend vorbei, aber ansonsten waren wir neben den Möwen und anderen Vögeln die Einzigen in dieser grünen Idylle. Das Wasser war wieder spiegelglatt und ich beschloss ins Wasser zu hüpfen. Endlich weit hinausschwimmen, mich vom Salzwasser tragen lassen und den Ballast der vergangenen Monate mit jedem Schwimmzug Stück für Stück von mir abfallen lassen. Herrlich! Ich allein und das Meer, den Blick auf das satte Grün der umliegenden Hügel gerichtet, bis ich den Kanal ins offene Meer münden sah. Es geht nichts über sportliche Betätigung am Morgen!
Gegen Mittag verließen wir die Bucht und machten uns auf den Rückweg. Schließlich wollten wir heute bis nach Slowenien zurück segeln. In Porec legten wir kurz an, da wir ja wieder aus Kroatien „auschecken“ mussten. Viel Zeit für einen Stadtrundgang blieb leider keine, und so waren wir schon bald wieder an Bord und startklar zum Ablegen.
Gemütlich ging es dahin. Deep House und Technobeats schallten von der Bordanlage. Ich hatte zwar meine JBL Boxen mitgenommen aber die Bordanlage lieferte ausgezeichneten Sound und lies sich viel lauter aufdrehen.
Zwischendurch kam ein kräftiger Wind auf und wir kamen wieder ordentlich zum Segeln. Frank stand am Steuerrad und lies sich von Manuel komplizierte Manöver erklären. Für mich geb es außer beim An- und Ablegen segeltechnisch Nichts zu tun. Ich saß lieber in der Sonne und versuchte meiner Urlaubsbräune noch den letzten Feinschliff zu verleihen. Schließlich sollte man ja sehen, dass ich auf Urlaub war! Weiter nördlich, auf der Höhe von Umag begegneten uns wieder unsere alten Bekannten, die Delphine! Jetzt war es nicht mehr so besonders wie beim ersten Mal, aber trotzdem war ich ganz schön beeindruckt. Solch elegante Geschöpfe!
Zurück in Piran werfen wir uns für ein Abschiedsfoto vor der untergehenden Sonne in Schale. Manuel bestellt Aperolspritz für alle und während wir ein Foto machen, springt wieder ein Delphin in der Bucht vor Piran aus dem Wasser. Kitschiger geht es gar nicht.
Trotzdem wir jeden Mittag einen kleinen Snack bestehend aus Oliven, Wurst, Käse, Entenleberterrine und dem guten kroatischen Brot zu uns nehmen ist der Hunger am Abend immer groß.
Die Wahl für das Abschiedsdinner ist schnell getroffen. Wir gehen in eines der Promenadenrestaurants, das sich bei vergangenen Törns bereits mit gutem Essen ausgezeichnet hat und bestellen eine Fischplatte, eine Grillplatte und Antipasti für die gesamte Crew. Auf die Fischplatte hat sich Dani von Beginn an gefreut, und sie wurde nicht enttäuscht. Da es der letzte Abend ist, ziehen wir weiter in eine nahegelegene Bar mit Blick aufs Wasser. 5 Gin &Tonic bitte! Wie ich den zartbitteren Geschmack vermisst habe. Es blieb natürlich nicht bei diesen fünf und Maz beschloss kurzerhand an Deck unter den Sternen zu schlafen.
Punkt 7 Uhr früh erwache ich vom Vibrieren des Motors. Es ist zwar nur ein Katzensprung nach Portoroz, jedoch müssen wir um 8 die Segelyacht vollgetankt wieder übergeben. Leider läuft bei einem Törn nicht immer Alles ganz nach Plan. Der Tankwart war feiern und kommt erst um 11 angetanzt. Wir nehmen es gelassen und frühstücken in der Marina. Dass manche Dinge einfach unvorhersehbar sind, war die letzte Lektion, die ich von diesem Törn mitgenommen habe.
Alles in Allem war es ein einmaliges Erlebnis beim Einsteigertörn mitzufahren. Sowohl segeltechnisch, erlebnistechnisch und kulinarisch sind Alle auf ihre Kosten gekommen, ja es wurden sogar alle Erwartungen bei weitem übertroffen. Ich freue mich bereits auf den nächsten Törn.