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Sehr einfach ist die Anreise auf Palma de Mallorca - von zu Hause, über den Flughafen bis zur Yacht in nur 6 Stunden, da auch unsere Startmarina "El Arenal" nur wenige Kilometer vom Flughafen mit dem Taxi erreichbar ist. Nach der üblichen Versorgungsprozedur und dem Einchecken in die Yacht ist es bereits 17 Uhr geworden. Die Marina El Arenal bietet nicht nur einen Swimming-Pool und ein gemütliches Restaurant, sondern liegt auch am Ende einer der bekanntesten Partymeilen für uns deutschsprachige: der Ballermann. Zwar nicht unser Fokus auf diesem Urlaub, aber viele Crews kommen extra in diese Marina, um den Ballermann zu besuchen - also schauen auch wir uns das Spektakel an. Ein Lokal reiht sich dem anderen - ganze Partytempel sind am Ballermann zu finden. Für den ersten Abend ein gelungener Einstieg in unseren 14-tägigen Segelurlaub. Man kann Stunden und Tage am Ballermann verbringen - wir sind allerdings nur kurz Gast, denn am nächsten Tag geht es los zu unserer Inselumrundung.
Unser Ziel: Die Umrundung von Mallorca und Menorca in Form eines 8ers - für 14 Tage eine gemütliche Angelegenheit.
Einigermaßen fit vom Vorabend starten wir nach einem ausgiebigen Frühstück in unseren ersten Tag auf See. Es geht Richtung Westen bei leichten Wind. Unser Frischling Florian bekommt ein leicht mulmiges Gefühl, er ist das erste Mal auf einer Segelyacht, hat noch keine Erfahrung. Etwas ungewohnt sind für ihn die Wellen, doch unser Skipper meint: "Das legt sich, Gewohnheitssache. Einfach ein wenig den Horizont beobachten und entspannen".
Nach ca. zwei Stunden Fahrt erreichen wir die Isla Dragonera - eine kleine vorgelagerte Insel in Form eines Drachens. Sie ist das erste landschaftliche Highlight unserer Reise. Wir kreuzen durch die Passage zwischen Mallorca und der Isla Dragonera nach einem Schwimmstop. Nachdem ein wenig Wind aufkommt setzen wir auch zum ersten Mal die Segel.
Florian hat sich mittlerweile an die See gewöhnt, es geht uns allen richtig gut. Der Urlaub hat Fahrt aufgenommen!
Nach einer weiteren Stunde erreichen wir unser Tagesziel Port de so Foradada - eine Bucht mit einer sehr schönen vorgelagerten Felsformation - irgendwo entlang der Westküste von Mallorca. Zum ersten Mal weihen wir auch unsere Küche ein. Das Abendessen an Bord ist für uns der krönende Abschluss eines erfolgreichen ersten Tages an Bord.
In den späteren Nachtstunden hat unser Crewmitglied Bernhard noch einen Sprung ins kühle Nass riskiert, nichtwissend dass Quallen, die sich untertags von der Sonne verstecken nachts verstärkt auftreten können. Er wurde an der Hand gestochen, jedoch nicht weiter tragisch: Mit Salzwasser abwaschen, mit einer Scheckkarte die Häarchen abstreifen, nochmal mit Salzwasser abwaschen und die Stelle von der Sonne schützen. So ist das bewährte Mittel gegen kleinere Quallenstiche.
Heute steht die erste Herausforderung unseres Törns auf dem Programm: Die Umrundung des Nordkaps von Mallorca. In einschlägiger Literatur liest man, dass dieses Unterfangen mit ein wenig Arbeit verbunden sein kann. Mit einem erfahrenen Skipper, einer fitten Crew und einer guten Yacht sollte das jedoch kein Problem für uns darstellen.
Bevor wir allerdings das Nordkap erreichen, dürfen wir bei unserer Fahrt entlang der Westküste Mallorcas die spektakuläre Landschaft, die steilen Klippen und den Hafen von Port de Soller bewundern. Manchen von uns wird dabei bewusst, dass dieser Anblick einmalig ist und vielen verwehrt bleibt - vom Wasser aus lassen sich spektakuläre Bilder machen - manch imposante Klippe kann jedoch nicht einmal die Kamera einfangen.
Langsam nähern wir uns dem Kap - nachdem wir die Segel gesetzt haben, merken wir, dass die Strömung südwärts, und somit gegen uns arbeitet. Da der Wind ebenfalls genau entlang der Küste weht, sind wir zum Kreuzen gezwungen. Unsere Segelpraxis wird auf die Probe gestellt. Alle dürfen mitanpacken, steuern, Kommandos geben um die Yacht Stück für Stück dem Nordkap näher zu bringen.
Die See wird rauer, der Wind stärker. Und wir bemerken das erste Mal - die Erfahrungsberichte hatten recht: Es ist echte Arbeit unter Segel das Nordkap zu Umrunden. Doch wir wussten das und haben Spaß dabei, zusammenzuarbeiten und unser Ziel zu Verfolgen.
Schließlich sind wir erfolgreich, konnten das Nordkap überwinden und setzen Kurs auf unser Tagesziel Port de Pollensa. Ein beliebter Urlaubsort an der Nordküste Mallorcas mit zahlreichen Restaurants und Bars. Wir bunkern zudem Wasser und Lebensmitteln, und bereiten uns auf den nächsten Tag vor: Die Überfahrt auf Menorca.
Etwas vom Nachtleben von Port de Pollensa gezeichnet und nach dem morgendlichen Bunkermanöver mit dem motorisierten Beiboot, beginnt die Überfahrt auf Menorca. Der Wellengang ist mäßig.. Für unseren Neuling Florian zum zweiten Mal eine Herausforderung, die aber eher dem Verzehr von Alkohol am Vorabend zuzuschreiben ist.
Nach drei Stunden Überfahrt erreichen wir die merklich flachere Küste im Westen von Menorca.
Die Cala Macarella im Süden der Insel ist unser Tagesziel. Schnell erreicht und geankert wird zum ersten Mal von uns versucht, Fische zu fangen. Nach kurzer Zeit sind wir erfolgreich - jedoch leider zu wenig, um die gesamte Crew satt zu bekommen. Das Restaurant in der Bucht ist eine willkommene Alternative, und langsam kommen wir auf den Geschmack der guten spanischen Küche - vor allem als Vorspeise wird gerne eine hausgemachte Knoblauchsauce mit Oliven und Brot gereicht. Dieses Gericht ist herrlich einfach, aber schmeckt ausgezeichnet gut.
Unsere Reise geht weiter entlang der südlichen Küste von Menorca. Eine Ankerbucht nach der anderen - manche mit Hotels versehen, viele jedoch einsam und ideal für Yachten, die eine ruhige einsame Idylle suchen. Unsere Priorität liegt jedoch bei Buchten mit Restaurants - unsere Fischer an Bord könnten zwar Glück haben, aber sicher ist sicher. So entscheiden wir uns für die Bucht Cala Canutells: eine kleine Feriensiedlung und ein Restaurant mit guter hausgemachter Paella.
Wir erreichen das östliche Ende der Südküste Menorcas - die Landschaft scheint sich hier etwas zu verändern. Nachdem der Wind mäßig bläst können wir bei vollen Segeln uns hinter der Yacht an einer Leine ziehen lassen. Erfrischung pur, und doch auch etwas für die Fitness, denn bei kleiner Geschwindigkeit muss man sich nach kurzer Zeit schon anstrengen, um den Halt nicht zu verlieren.
Unser Tagesziel ist die Hauptstadt Mahon (oder auch Mao geschrieben), wo auch der nahegelegene Flughafen der Insel zahlreiche Landurlauber anzieht. Mahon hat unter anderem britischen Einfluss in der Vergangenheit genossen, und bietet somit eine einmalige kulturelle Kombination in Spanien. Die tief einschneidende Bucht von Mahon ist interessant zu durchkreuzen. Die Altstadt selbst liegt erhöht und ist sowohl per Lift als auch per Stiegen zu erreichen. Wir haben Glück: Ein Stadtfest scheint in der Altstadt stattzufinden, mit Konzerten auf der Straße und vielen Bars die zusätzlich Bänke aufbauen.
Für uns die erste Stadt nach zwei Nächten in einer Bucht bzw. auf Anker - und somit auch wieder Zeit die Vorräte an Bord aufzufüllen. Wir genießen in einem Lokal nahe des Hafens unser Abendessen und lassen in einer Bar den Abend ausklingen, bevor wir wieder an Bord zurückkehren um das abendliche Flair der Stadt von einer künstlichen Anlegeinsel aus zu genießen
Unser Segelurlaub führt uns weiter entlang der nördlichen Küste Menorcas. Landschaftlich wird uns eine der interessantesten Gegenden präsentiert. Dünn besiedelte Küstenabschnitte, einsame Strände, jedoch für Yachten perfekt, da sich zahlreiche Buchten zum Übernachten anbieten. Auch die Winderverhältnisse sind dieser Tage perfekt um uns weiter Richtung Westen zu treiben. In der Cala Tirant besuchen wir am Rande einer Ferien-Siedlung den wunderschönen Strand und genießen abseits der touristischen Anlage die Bucht, die wir ganz für uns alleine haben.
Im Westen von Menorca angekommen besuchen wir die geschäftige Altstadt von Ciutadella. Ciutadella war bis ins 18. Jahrhundert die Hauptstadt Menorcas und ist reich an Kulturschätzen im Zentrum. Für uns ist dies eine willkommene Abwechslung nach den Tagen der Ruhe abseits des Tourismus. Am Naturhafen wird uns reichlich Gelegenheit zum Essen und Trinken geboten. Auch das Angebot an Nachtlokalen und Bars ist hier sehr attraktiv und reichhaltig. Da wir uns bereits für die Überfahrt auf Menorca vorbereiten, üben wir Zurückhaltung bei der Einnahme alkoholischer Getränke, denn die Hinfahrt hat uns gezeigt, dass die See etwas unruhiger zwischen den beiden Inseln werden kann.
Der Tag beginnt mit einem ordentlichen Frühstück, im Lokal direkt gegenüber unserer Yacht, bevor es wieder zurück nach Mallorca geht. Ablegen um Punkt 11 Uhr, wir schätzen die Tagestour auf 4 Stunden Fahrzeit ein.
Zu unserer Überraschung ist das Meer sehr ruhig und angenehm. Während der Fahrt entdecken wir immer wieder große schwimmende Objekte im Meer, die wir uns näher ansehen wollen. Unser Crewmitglied Bernhard ist für solche Fälle der Richtige. Der Sprung ins Wasser folgt prompt und so wird von ihm das Objekt näher untersucht. Resultat: Die großen Bojen aus Holz und Pflanzenschmuck, sind absichtlich gesetzt, damit man diese schon von weitem erkennt. Sie markieren Fischernetze der einheimischen Fischer.
Nach dieser Forschungsrunde setzen wir die Fahrt Richtung Cala Ratjada fort. Das Ziel scheint uns passend, da es der erste Anlaufpunkt auf Mallorca für uns ist und einen gemütlichen geschützten Hafen verspricht.
Angekommen in Cala Ratjada wird uns sofort klar: Mallorca ist und bleibt eine Partyinsel für unsere deutschen Nachbarn. Unzählige Lokale zeugen auch in Cala Ratjada davon. Inmitten der kleine Yachthafen, rundherum Hotelanlagen und ausgezeichnete Infrastruktur für jeden Geschmack. Und: Wir sind offensichtlich in einem der Zentren für Fischerei gelandet. Herrliche Fischrestaurants säumen die Hafengegend. Uns ist schnell klar, was wir heute Abend essen werden.
Nach einer ausgezeichneten Fischplatte bzw. Hummer vom Grill und einem Spaziergang am Hafen geht es in das Nachtleben von Cala Ratjada, welch so manchen interessanten nachhaltigen Eindruck bei uns hinterlassen wird. Und die Gegensätze zu den letzten Tagen auf Menorca könnten nicht extremer sein, da die Stadt doch sehr touristisch ist.
Nach einer etwas ausgiebigeren Nacht verlassen wir am späten Vormittag den Hafen und setzen Segel Richtung Süden. Ein auffrischender Südwind lässt uns gut vorankommen. Das heutige Tagesziel ist Porto Colom oder eine der umliegenden Buchten. Die Ostküste von Mallorca ist reich an Möglichkeiten zum Anlegen. Sowohl kleine Fischerörtchen als auch Badebuchten laden zu einer Mittagspause ein. Der Wind ist uns jedoch gewogen, wir bleiben unter Segel Richtung Süden und genießen die spätsommerliche Nachmittagssonne.
Am Abend ankern wir in der Cala Marsal nähe Porto Colom. Eine kleine Badebucht mit Strand, dahinter eine Hotelanlage und ein paar wenige Läden für unseren Einkauf.
Mit dem Beiboot fahren wir zum Sandstrand, wo uns die Badegäste etwas verwundert anschauen. Es dürfte nicht oft passieren, dass hier Yacht-Urlauber an Land gehen. Ein nahegelegenes Lokal spricht uns an, um dort einen Tisch für das Abendessen zu reservieren. Anschließend erledigen wir unseren Einkauf und gehen zurück an Bord um den Proviant zu verstauen.
Ein schöner Segeltag findet einen herrlichen Abschluss bei Schwimmen und gutem Essen.
Unser vorletzter Segeltag bricht an. Wir können bei dem anhaltenden leichten Wind wieder die Segel setzen mit Kurs Richtung Cabrera. Cabrera ist eine kleine Naturschutzinsel, die einst eine Gefängnisinsel war. Um auf ihr Anlegen zu können, haben wir bereits zu Reisebeginn eine Boje reserviert. Es gibt nur eine große Bucht auf der gesamten Insel, die mit der Yacht befahren werden darf.
Im Laufe des Nachmittags erreichen wir unser Tagesziel. Beim Anlegemanöver fällt die Ruderanlage aus, womit wir gezwungen sind, die Notpinne einzusetzen. Sie ersetzt die Ruderanlage und greift direkt am Ruderblatt an - etwas mehr Muskelkraft ist zum Steuern notwendig, da keine Übersetzung mehr vorhanden ist, jedoch für unseren Skipper kein Problem.
Die einmalige Naturschönheit von Cabrera lässt sich bei einem Rundgang auf der Insel genießen. Zu erklimmen gibt es eine Ruine, Wanderwege führen durch das Naturschutzgebiet. Da auch das Fischen verboten ist, sind die Meeresbewohner sind sehr zutraulich und nicht verschreckt, wenn man ins Wasser geht.
Unser letzter Tag an Bord unserer Yacht bricht an. Mit ausgefallener Ruderanlage, somit mit Notpinne und Autopilot, geht es Richtung heimwärts, direkt zum Hafen El Arenal. Unser Ziel, Mallorca und Menorca zu umrunden, ist geschafft. Die Eindrücke können nicht vielseitiger sein. Der Frage nachzukommen, was einem am besten gefallen hat, ist nicht einfach. Zu viele Eindrücke waren es in den letzten 14 Tagen. Jedoch überwiegen bei allen die Freude und die Gewissheit, wieder nach Mallorca und den Balearen für einen Segelurlaub zu kommen.