Segelfreuden trotz Corona

Nachdem wir unseren lang geplanten Segeltörn in Dalmatien aufgrund der steigenden Infektionszahlen in dieser Region abgesagt haben, entschieden wir uns kurzfristig für einen Segeltörn in Istrien. Ein Aufenthalt auf einem Segelboot zu viert mit der Möglichkeit, Urlaub abseits vom Massentourismus zu verbringen, war sicher die beste Option in dieser Zeit. Über „Yacht-Urlaub“ konnten wir rasch ein Boot chartern und einige Tage später in Pula starten.

Tag 1

Als wir zu Mittag in der Marina bei Pula eintreffen, ist unsere Segelyacht schon einsatzbereit, und so können wir bereits am frühen Nachmittag losfahren. Unser erstes Ziel ist die Insel Unije. Die Entscheidung unseres Skippers, die fast 28 Seemeilen noch an diesem Tag bei ruhiger See zurückzulegen, erweist sich als sehr vorteilhaft. In einer der Buchten legen wir an einer Boje an. Das Wasser ist glasklar und wir gehen erst mal schwimmen. Dann bereiten wir gemeinsam unser Abendessen an Bord zu und dürfen beim Essen einen wunderschönen Sonnenuntergang genießen. Zum ersten Mal seit vielen Tagen und Wochen ist die Corona Krise in unseren Gedanken weit weg.

Tag 2

Der Tag beginnt für mich mit einem Bad im Meer, das bei Sonnenaufgang mit seiner spiegelglatten Wasseroberfläche glänzt. Nach einem ausgiebigen Frühstück verlassen wir die Bucht in Richtung der Insel Ilovik. Da der Wind auf unserer Seite ist, können wir die Segel setzen, den Motor ausschalten und einfach lautlos dahinsegeln. Bei der Ankunft in der Bucht vor Ilovik, dem gleichnamigen Hauptort der Insel, stellen wir erfreut fest, dass die meisten Bojen noch frei sind, und wir uns eine aussuchen können.

Obwohl wir unseren Kühlschrank bei Törn-Start gut gefüllt haben, um völlig unabhängig von Lokalen zu sein, beschließen wir, an diesem Abend in einer „Konoba“ im Ort zu essen. Zuerst gehen wir aber wieder schwimmen und entspannen an Bord. Anschließend machen wir uns „landfein“ und fahren mit dem Beiboot nach Ilovik. Nach einem Bummel durch den malerischen Ort, finden wir einen Tisch direkt am Meer in einem der Lokale. Wir bestellen typisch kroatische Spezialitäten und frischen Fisch. Dazu schmeckt der kroatische Wein am besten.

Tag 3

Dem Wetter und Wind angepasst ist unser nächstes Ziel die Insel Losinj. Wir ankern zu Mittag in einer kleinen Bucht, die durch ihr smaragdgrünes Wasser ein karibisches Flair bietet und zum Schwimmen einlädt. Da im Laufe des Nachmittags Gewitterwolken aufziehen, entscheidet unser Skipper in die sicher gelegene Marina von Mali Lošinj zu segeln. Dort gibt es in der Nähe unseres Anlegeplatzes zahlreiche kleine Läden, die regionale Lebensmittel anbieten, und so können wir nicht widerstehen, unseren Vorrat aufzustocken.
Am frühen Abend beschließen wir, bei leicht bewölktem Himmel zu Fuß über die Insel nach Veli Lošinj zu gehen. Der Weg dorthin führt direkt entlang dem Meer und lässt uns die andere Seite des Meeres erfahren. Dort weht der Bora Wind und das Wasser ist dementsprechend aufgewühlt. Bei der Ankunft sind wir begeistert vom Blick auf die Altstadt von Veli Lošinj.

 

Wir wählen wieder eine „Konoba“ direkt am Meer aus und werden auch hier mit lokalen Spezialitäten verwöhnt. Auch der Himmel bietet uns an diesem Abend ein besonderes Schauspiel.

Die Fußgängerzone mit ihren kleinen Läden lädt zum Schauen und Souvenir Kaufen ein. Für gewöhnlich wimmelt es in den engen Gassen von Touristen, doch auch hier spüren alle die Folgen der Corona Krise. So gehören wir zu den wenigen Touristen, die an diesem Abend hier spazieren gehen. Anschließend lassen wir uns von einem Taxi nach Mali Lošinj zu unserer Segelyacht zurückbringen.

Tag 4

Ich stehe wieder sehr früh auf und bummle bei Sonnenaufgang entlang der Marina. Zahlreiche Zitate auf den Bänken entlang der Mole erregen meine Aufmerksamkeit, und eines davon gefällt mir besonders: „A ship in a port is safe. But that is not what ships are built for.“
Entsprechend diesem Motto fahren wir bald darauf aus und steuern wieder die Insel Unije an, dieses Mal eine andere, noch schönere Bucht. Unter Segel fahren wir fast bis zu unserem Ankerplatz in der Nähe des Ufers und sichern unsere Yacht zusätzlich durch eine Landleine. Trotz Wind und Strömung ist dies für unsere kräftigen Crewmitglieder unter Anleitung des Skippers keine große Herausforderung - gesagt, getan, geschafft.

 

Für die Anstrengungen werden wir allerdings mehrfach entlohnt. Das Wasser ist glasklar und wiedermal karibisch grün. Es gibt viel Platz für wenig Boote und ausreichend Möglichkeiten zum Schwimmen, Schnorcheln und Paddeln. Die wundervolle Abendstimmung können wir bei einem köstlichen Abendessen an Bord genießen.

Tag 5

Am nächsten Morgen ist die Meeresoberfläche wieder spiegelglatt. Der Einladung noch bevor alle anderen in der Bucht aufwachen, schwimmen zu gehen, kann ich nicht widerstehen. Und so bin ich bald darauf ganz in meinem Element und einfach glücklich und dankbar, hier sein zu dürfen.
 

Der Segeltörn führt uns heute mit einem Zwischenstopp in einer ebenfalls karibisch anmutenden Bucht nach Valun auf Cres. Entsprechend dem Film „Der Sonne entgegen“ machen wir uns auf, den einstigen Drehort zu besuchen. Der Ort auf der Insel Cres mit seinem kleinen Hafen bietet nur wenigen Segelboot Platz. Doch wir haben an diesem Nachmittag Glück und können unsere Yacht direkt an der Mole anlegen.

Der anschließende Spaziergang zum nahegelegenen Strand lässt uns die Faszination der kroatischen Küstenlandschaft hautnah erleben. Spätestens jetzt sind wir sicher, dass es richtig war, diesen Törn im Sommer 2020 zu wagen.

Tag 6

Heute müssen wir uns leider schon wieder Richtung Festland aufmachen. Um die über 25 Seemeilen entfernte Südspitze Istriens am frühen Nachmittag zu erreichen, fahren wir nach einem kurzen Frühstück zeitig los. Unterwegs treffen wir nicht nur auf einen Riesentanker, der uns lautstark zu verstehen gibt, dass er uns selbst unter Segel nicht ausweichen wird; auf eine Segelyacht, die obwohl das Meer hier wohl groß genug ist, genau unseren Kurs nachfährt; und schließlich auf einen Schwarm Delphine, die Spaß daran zu haben scheinen, mit der Yacht um die Wette zu schwimmen.

Schließlich sehen wir unser Ziel, eine vor dem bekannten Ferienort Medulin gelegene Bucht. Bei unserer Ankunft liegen bereits zahlreiche Yachten in der Bucht, doch im Laufe des Nachmittages verlassen viele von ihnen ihre Ankerplätze. So finden wir auch hier einen ruhigen Platz zum Schwimmen und Relaxen.

Als die Sonne langsam untergeht, freuen sich schon alle auf das letzte Abendessen an Bord. Unser Koch, der uns bereits die ganze Woche mit Köstlichkeiten verwöhnt hat, kann noch einmal sein Können unter Beweis stellen. Und das Heck der Segelyacht wird auch hier wieder zum schönsten „Schanigarten“ der Welt.

Tag 7

Auch der letzte Tag unseres Törns schenkt uns noch einige besondere Erlebnisse. Zunächst fahren wir Richtung Pula, wo uns der Skipper eine besondere Art von Führung durch den ehemaligen österreichischen K. u. K. Marinehafen bietet. Mitten im großen Hafenbecken vor der Stadt mit Blick auf das römische Kolosseum lassen wir uns an Bord ein vorzügliches Mittagessen schmecken.

Schließlich, um unseren Segeltörn entsprechend zu beenden, erhalten wir durch den von Süden aufkommenden Wind die Chance, noch einmal alle Segel zu setzen und mit über 6 Knoten Richtung Marina zu segeln.

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